1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Ökostrom schlägt fossile Energien

Gero Rueter21. Januar 2015

Erneuerbare Energien werden weltweit konkurrenzfähig. Besonders günstig sind sie, wenn auch die Kosten für Umwelt und Gesundheit berücksichtigt werden. Immer mehr Studien beziehen diese Kosten nun ein.

https://p.dw.com/p/1ENO8
Symbolbild Windkraftwerk Kohlekraftwerk
Bild: Reuters

In Deutschland wird viel über die Energiewende und die Kosten diskutiert. Anhänger der konventionellen Energien wollen den schnellen Ausbau von Wind- und Sonnenkraft bremsen, sie sagen, die Kosten von Erneuerbaren Energien seien zu hoch.

Das Forum Ökologische-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) legte jetzt eine umfassende Studie vor, die alle Stromtechnologien in Deutschland vergleicht und alle bekannten Kosten einbezieht. Den Auftrag für die Studie hatte die Energiegenossenschaft Greenpeace Energy.

Berücksichtigt wurden im Gesamtkostenvergleich zum einen alle staatlichen Subventionen, "zum anderen verursachen konventionelle Energien aber auch hohe Folgekosten, zum Beispiel durch Umwelt- und Klimaschäden", so Studienleiterin Swantje Küchler vom FÖS. Bei der Atomkraft wurden zudem auch die Schäden nach möglichen Atomunfällen eingerechnet. Bisher werden die Risiken für große Unfälle weltweit vor allem von der Allgemeinheit getragen. Entsprechende Haftpflichtversicherungen haben die Kraftwerksbetreiber nicht.
Wind und Sonne günstiger als Kohle und Atom

In der Gesamtbilanz sind nach Berechnungen des FÖS Wind- und Sonnenkraft die günstigsten Energien. Der Strom aus neuen Wind- und großen Solarkraftwerken kostete 2014 in Deutschland zwischen fünf und zehn Cent pro Kilowattstunde (kWh). Demgegenüber sind in der Gesamtbilanz die Kosten für Strom aus neuen Kraftwerke mit Erdgas, Kohle oder Braunkohle deutlich höher, sie liegen zwischen 11 und 17 Cent pro kWh.

Besonders teuer ist im Vergleich der Atomstrom. Auch wenn in Deutschland kein neues Atomkraftwerk mehr gebaut wird und die letzten Reaktoren 2022 abgeschaltet werden sollen, berücksichtigten die Wissenschaftler im Vergleich die Kosten für Atomstrom aus fiktiven neuen Kraftwerken. Zuzüglich der möglichen Umwelt- und Gesundheitsschäden, die vor allem durch Unfälle entstünden, liegen demnach die Gesamtkosten für Atomstrom zwischen 19 und 50 Eurocent pro kWh.

Kostenvergleich braucht Transparenz

Energiewissenschaftler anderer Institute fühlen sich durch die Studie bestätigt. "Die Ergebnisse decken sich grundsätzlich mit unseren Studien, dass die konventionellen Energien deutlich teurer sind als die Erneuerbaren Energien", so Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW).

Als Konsequenz fordern Experten Ehrlichkeit und Transparenz in der Debatte. Alle Kosten sollten berücksichtigt werden. "Das Problem ist, dass die hohen Kosten von Kohle und Atom vor den Stromkunden versteckt werden und indirekt bezahlt werden. Diesen Missstand wollten wir beheben", so Marcel Keiffenheim von Greenpeace Energy. Auch sei die Studie ein guter Beleg dafür "aus ökonomischen Gründen so schnell wie möglich den Ausbau der Erneuerbaren Energien voranzutreiben."

Globaler Klimaschutz mit Erneuerbaren

Swantje Küchler Forum Ökologisch-soziale Marktwirtschaft
Expertin für Gesamtkosten: Swantje Küchler bei der Vorstellung der Studie in BerlinBild: Christoph Eckelt/Greenpeace Energy eG
Infografik Stromkosten aus neuen Großkraftwerken in Deutschland 2014
Was kostet Strom wirklich? Das FÖS trug alle Kosten zusammen und ermöglicht so den Vergleich.

Die internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) in Abu Dhabi kommt in der aktuellen Studie Renewable Power Cost 2014 zu ähnlichen Ergebnissen. Demnach kommen bei der Erzeugung von Strom aus fossilen Kraftwerken noch Kosten für Gesundheit- und Klimaschäden, in Höhe von bis zu elf Eurocent pro Kilowattstunde hinzu.

Da zugleich die Kosten für Erneuerbare Energien in den letzten Jahren weltweit stark fielen, bestehe nun "die historische Chance, eine saubere und nachhaltige Energieversorgung aufzubauen und damit den katastrophalen Klimawandel auf erschwingliche Weise zu verhindern", betont Adnan Z. Amin, Generaldirektor von IRENA. Zugleich schaffe der Umstieg "neue Arbeitsplätze und senkt die Importrechnung für Kraftstoffe“.

Vor allem ist die Windenergie an vielen Orten der Welt inzwischen wettbewerbsfähig und oft günstiger als fossile Energien. Laut IRENA-Studie wird an einigen windstarken Orten eine Kilowattstunde Windstrom schon für vier Eurocent produziert. Die durchschnittlichen Erzeugungskosten für Windstrom sind aber in den Regionen unterschiedlich. In China und Asien lägen sie bei fünf, in Nordamerika bei sechs und in Afrika bei sieben Eurocent pro kWh.

Auch in der Solarkraft sieht IRENA durch sinkende Preise sehr viel Potential. Besonders günstig ist die Solarkraft in sonnenreichen Ländern. Im Nahen Osten wollen Betreiber von Solarparks den Strom schon für fünf Eurocent pro Kilowattstunde produzieren.

Hilfreich sollen die Erneuerbaren Energien auch für rund 1,3 Milliarden Menschen sein, die bisher noch ohne Stromanschluss leben. Laut IRENA-Report sind sie hier die günstigste Energie, vor allem im Vergleich zum teuren Dieselstrom.

Mit einer neuen Onlineplattform will die internationale Agentur den Schub für den globalen Energieumbau weiter verstärken. Weltweite Daten zu Erneuerbaren Energien werden jetzt zur Verfügung gestellt.

Adnan Z. Amin Porträt IRENA
Adnan Z. Amin, Generaldirektor von IRENABild: picture alliance/Landov